13. September 2023 - Seit Anfang 2023 werden die Kosten für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die ihre Weiterbildung noch nicht abgeschlossen haben, aber zur Erlangung klinischer Erfahrung bereits praktizieren, teilweise nicht mehr von den Krankenkassen übernommen. Die Situation ist alarmierend: Betroffen sind knapp 10’000 Patientinnen und Patienten. In der Herbstsession beschäftigt sich der Ständerat im Rahmen einer Motion mit diesem Problem. Die Junge Mitte Schweiz ruft die Tarifpartner dazu auf, schnellstmöglich eine angemessene Lösung zu finden.
Menschen mit psychischen Problemen haben es in der Schweiz oft schwer, einen Platz in einer Psychotherapie zu finden. Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche. Das Angebot ist begrenzt und die Wartezeiten sind lang. Junge Menschen müssen vielerorts monatelang auf einen Behandlungsplatz warten. Ein Systemwechsel sollte diese Situation verbessern. Psychotherapeuten, die Psychologie studiert haben, können seit Anfang dieses Jahres direkt über die Grundversicherung abrechnen, ohne den Umweg über einen Psychiater oder eine Psychiaterin nehmen zu müssen. Bei der Umsetzung dieses neuen Abrechnungsmodell gibt es jedoch eine Lücke im System: Die Kosten für angehende Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten werden von bestimmten Krankenkassen, nämlich denjenigen, die Santésuisse angehören, teilweise nicht mehr abgedeckt. Dies betrifft etwa 1500 Psychologinnen und Psychologen in Weiterbildung, die fast 10’000 Patientinnen und Patienten betreuen.
Am Mittwoch berät der Ständerat eine Motion, die verlangt, die Rechtsgrundlagen für die Leistungen der Psychologinnen und Psychologen in Weiterbildung zu schaffen. Ob die Politik der beste Weg zur raschen Verbesserung der unbefriedigenden Situation ist, bleibt offen. Die Verantwortung liegt eigentlich bei den Tarifpartnern. Allerdings schieben Santésuisse und der Psychologenverband sich gegenseitig die Schuld für die aktuelle Situation zu. «Die Ablehnung der Kostenübernahme hat unmittelbare Auswirkungen, bei denen die Patienten die Leidtragenden sind. Aber sie hat auch volkswirtschaftliche Einbussen zur Folge. Es kann nicht sein, dass aufgrund eines Versicherungsstreits die ohnehin angespannte Situation im Bereich Mental Health noch verschärft wird. Jetzt muss eine gute Lösung für die Patienten gefunden werden», sagt Marc Rüdisüli, Präsident Die Junge Mitte Schweiz. Die Tarifpartner sind in der Pflicht, sich rasch auf eine Lösung für die Vergütung zu einigen. Psychologinnen und Psychologen in Weiterbildung sind unerlässlich für das Funktionieren des Schweizer Gesundheitswesens, das schon so permanent unter Druck steht. Fachleuten zufolge geben viele Menschen mit psychischen Erkrankungen während der mehrmonatigen Suche nach einem Therapieplatz auf, was zu mehr stationären Behandlungen und letztlich mehr IV-Fällen führt. Das bedeutet langfristig mehr Leiden für die Betroffenen und höhere Kosten für die gesamte Gesellschaft.
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Marc Rüdisüli, Präsident Die Junge Mitte, marc.ruedisueli@diejungemitte.ch, +41 76 564 27 26